Fritz Flebbe

(1893 – 1929)

Als der junge Fritz Flebbe sich 1912/13 entschloss, Maler zu werden, befanden sich die bildenden Künste in Europa in einer Umbruchphase. 
Der Jugendstil der 1890ger Jahre löste sich auf und wurde durch den Expressionismus abgelöst, 
der 1905 von der Dresdner Gruppe „Die Brücke“ begründet worden war.

In dieser Situation begann Flebbe sein Kunststudium – ab 1915 unterbrochen durch den 1. Weltkrieg – an der Staatlichen Kunst- und Gewerbeschule in Hamburg bei Arthur Illies.

Flebbes Kunstauffassung lebt und bildet sich aus der engagierten Auseinandersetzung mit den jeweils aktuellen Kunstrichtungen. In der Hauptphase seines Schaffens – den 20ger Jahren – galt dies dem Expressionismus.

Fritz Flebbe – Sturm
Er gehört zu jener Generation junger Künstler, deren Erleben durch die Erfahrungen des Ersten Weltkrieges nachhaltig geprägt wurde. 
Das zeigen vor allem seine schwarz-weißen Lithographien.

In seiner Malerei herrscht die Landschaft, aber auch das Porträt und Gruppenbildnisse vor, wobei er besonders beim Porträt seinem großen Vorbild Rembrandt zu folgen suchte. Nach seiner Übersiedelung in die Lüneburger Heide wendete er sich verstärkt zu Themen des bäuerlichen Lebens und der Landschaft der Südheide.

Innerhalb von nur 10 Jahren schuf er ein Gesamtwerk von ca. 220 Gemälden, 250 Zeichnungen und Aquarellen sowie 50 Lithographien.

Flebbe stellt einen interessanten Künstlertypus dar, der sich nicht nur auf die Malerei und Atelierarbeit beschränkt, sondern sich auch engagiert für die Vermittlung von Kunst und Kunstvorstellungen in anderen Medien eingesetzt hat.

Kunstschriftstellerische Arbeiten, die Herausgabe der lithographierten Kunstzeitschrift “ Die Insel“ und die Organisation zahlreicher Ausstellungen norddeutscher Maler in Harburg und im niedersächsischen Raum – wie die umfangreiche Wanderausstellung „Mensch und Umwelt Niedersachsens“, mit Beteiligung von Ernst Barlach und Otto Modersen – zeigten das enorme Potential Flebbes.

Fritz Flebbe – Falkenberg, ca 1920

Für den Kunstbetrieb Norddeutschlands wie auch für den gedanklichen Austausch der Malerkollegen hat er viel geleistet und mit seinen kunsttheoretischen Änderungen zur Standortbestimmung dieser Epoche markante Facetten beigetragen. Seine Werke sind nicht zuletzt Bilder vom Tod und Bilder gegen den Tod. Denn Flebbe arbeitete mit ihnen auch gegen seinen eigenen frühen Tod an. Er suchte und fand nach der Erschütterung (durch den 1. Weltkrieg und dem Tod seiner jungen Frau) seinen Weg in der Kunst – in einem kurzen, aber schöpferischen Leben.

[ Dr. Volker Probst, nach Texten – veröffentlicht in der Monographie „Fritz Flebbe 1983 – 1929 – 1993“ Sabine Pinkepank-Appel und Antonio Caprano | Verlag : Atelier Diptychon, Groß Lafferde ]

KATALOG | Fritz Flebbe (1893 – 1929) Maler und Graphiker.
Gemälde, Zeichnungen, Druckgraphiken aus dem Gesamtwerk eines Frühvollendeten
Veröffentlichung Nr. 14. des Albert-König-Museums, Unterlüß, 1992.

Albert-König-Museum
Probst, Volker (Hrsg.)
32 Seiten mit zahlr. Abb., kart.
Sprache: Deutsch

Enthält u.a. Flebbes Werke in Museen und Sammlungen/Bibliographisches, Schriften, Buchgestaltung, Literatur, Biographisches, Ausstellungen, Katalog der ausgestellten Werke.

 

 BIOGRAPHIE

1893 geboren in Hamburg-Harburg.

  • 1914-15 Studium an der Staatlichen Kunst- und Gerwerbeschule in Hamburg bei Arthur Illies – kurzfristig in Weimar.
  • 1915-17 Einberufung zum Kriegsdienst. Teilnahme am 1. Weltkrieg. Schwere Kopfverwundung.
  • 1918 Herausgabe der Zeitschrift „Die Insel“.
  • 1923 Kontaktaufnahmen zu Fritz Mackensen, Worpswede und Otto Modersohn, Fischerhude.
    Künstlerischer Co-Leiter des Harburger Vereins für Kultur und Wissenschaft, zusammen mit Illies, Kalckreuth, König und Müller-Vogelsang
  • 1926 Auftragsarbeiten der Stadt Harburg für Porträts der Senatoren Helms und Maul.
  • 1927 es entstehen 2 Gemälde „Die Stadt Harburg von der Elbe aus“ für den Wartesaal 2. Klasse des Hamburger Hauptbahnhofs.
    1928 installiert und Ende des 2. Weltkrieges nach einem Bombenangriff verbrannt.
  • 1929 Tod in Folge der Kriegsverletzung im Alter von 35 Jahren.
  • 1950 die Dürerstr. in Hamburg-Harburg wird in Flebbestraße umbenannt.

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